Jahrelang habe ich meinem Pferd viel zu wenig Grenzen gesetzt. Ich sah es als Beweis seiner Zuneigung zu mir, wenn er an meinen Jacken zog, daran knabberte, oder seinen Kopf an mir rieb. Im Parelli-Kurs lernte ich, dass das ganz falsch ist, das ist keine Liebe, sondern Respektlosigkeit.
Die erste Übung war es, Skippy beizubringen, dass er meinen “Grenzbereich” akzeptiert und nur dann in diesen Bereich eintritt, wenn ich ihn dazu auffordere. Mit kontinuierlichem Training habe ich so seinen Respekt zu mir aufgebaut. Plötzlich wurde unser Verhältnis zueinander besser, das Pferd kam mir nicht mehr so nahe in brenzligen Situationen, er hielt mehr Abstand. Er hat aktiv darauf geachtet, was ich tue, was ich von ihm will und wo ich bin. Ein respektvoller Umgang miteinander begann.
Mir gab das Thema der Grenzsetzung einiges zu denken. Auch im täglichen Leben, sei es beruflich oder privat, habe ich viel zu wenig Grenzen gesetzt. Dadurch wurde ich teilweise überladen mit Dingen, die ich für andere Menschen erledigt habe, obwohl ich das gar nicht wollte. Auch Grenzen des guten Geschmacks wurden von Mitmenschen überschritten, weil ich diese Grenze nicht zog. Ganz besonders ist mir das im täglichen Leben mit meinem Ex-Partner aufgefallen. Es gab keine Grenzen, und wenn, habe ich selbst meine Grenzen oft nicht eingehalten.
Es ist nicht einfach, unseren Mitmenschen zu sagen – Stopp bis hierhin und nicht weiter. Da wird man oft mit Unverständnis konfrontiert. Das erste ist, die Grenze zu ziehen und das zweite ist noch wichtiger, wir müssen diese Grenze für uns selbst auch akzeptieren und sie auch einhalten. Immer wenn jemand die Grenze überschreitet zu sagen, Stopp nicht weiter, ist eine Herausforderung.
Wenn wir uns dieser Herausforderung stellen, tun wir sehr viel für unser Wohlbefinden. Wir treten für uns selbst ein, unser Selbstwert steigt, wir fühlen uns respektiert und wir respektieren uns selbst stärker.
Mein Apell: probiert die Grenzsetzung mit Euren Pferden, sie werden es Euch danken mit Respekt. Akzeptiert Eure Grenzen selbst, haltet sie ein und Ihr werdet den Respekt Eurer Mitmenschen ernten.